Das Ruhestandsalter von Ärztinnen und Ärzten je nach Fachgebiet im Jahr 2025

Wie lautet das durchschnittliche Ruhestandsalter von Ärztinnen und Ärzten je nach Fachgebiet?

Das Ruhestandsalter ist für Mediziner ein wichtiges Thema. Für Ärzte geht die Entscheidung, in den Ruhestand zu gehen, über die finanzielle Unabhängigkeit hinaus; sie beinhaltet das Abwägen der Bedürfnisse der Patienten, die persönliche Gesundheit und die berufliche Erfüllung. Angesichts von Ärztemangel und längerer durchschnittlicher Lebenserwartung ändert sich der Ruhestand im medizinischen Bereich, was zu Diskussionen führt, wann und wie Ärztinnen und Ärzte von ihrer anspruchsvollen Rolle Abstand gewinnen sollten.

Wir haben auf Sermo über 1.600 Ärztinnen und Ärzte befragt, um ein genaues Bild davon zu erhalten, was sie von diesem Thema halten. Während einige betonen, dass das Ruhestandsalter eine individuelle Entscheidung sein sollte, schlagen andere regelmäßige Beurteilungen der Leistungsfähigkeit vor, um die Sicherheit zu gewährleisten. Viele in der medizinischen Community plädieren für Teilzeit-Optionen, wobei die Fachkenntnisse erfahrener Ärzte mit einem überschaubaren Arbeitspensum in Einklang gebracht werden, während gleichzeitig der Ärztemangel bekämpft wird.

In Berufen in der Luftfahrt und öffentlichen Sicherheit existiert seit langer Zeit ein verpflichtendes Ruhestandsalter. Dennoch ist in den USA seit 1986 ein verpflichtendes Ruhestandsalter in den meisten Branchen einschließlich der Medizin gesetzlich untersagt. International existiert in Ländern wie Japan und Deutschland für Ärztinnen und Ärzte jedoch ein gesetzliches Rentenalter. 

Die Debatte wird zusätzlich dadurch befeuert, dass die Forschung zeigt, dass sich die kognitiven Fähigkeiten zwischen 40 und 75 Jahren um 20 % verschlechtern. Dennoch verfügen viele ältere Ärzte über erstklassige Fähigkeiten, was zeigt, dass sich das Alter nicht mit Fähigkeiten gleichsetzen lässt. Ein Arzt auf Sermo kommentierte: „Der Ruhestand sollte eine persönliche Entscheidung sein. Viele ältere Ärzte verfügen nach wie vor über hervorragende Fähigkeiten und es scheint nicht fair zu sein, sie in einer Zeit ins Abseits zu drängen, in der das Gesundheitswesen bereits mit einem Ärztemangel konfrontiert ist.“  

Die Ruhestand-Trends haben sich bei Ärztinnen und Ärzten in den letzten zwei Jahrzehnten aufgrund der zunehmenden Nachfrage im Gesundheitswesen, wegen berufsbedingtem Burnout und wegen des wirtschaftlichen Drucks dramatisch verschoben. Eine Sermo-Umfrage ergab, dass nahezu 30 % der Ärztinnen und Ärzte in den USA älter als 65 Jahre sind und dass sich etwa 44 % von ihnen weiterhin um Patienten kümmern. Umgekehrt beschleunigte die COVID-19-Pandemie aufgrund von übermäßigem Stress den vorzeitigen Ruhestand vieler Ärzte, während sich andere der Teilzeit-Telemedizin als Alternative zum vollständigen Ruhestand zuwandten. Ein Arzt auf Sermo hat darauf hingewiesen: „Teilzeitarbeit macht den Beruf menschlich. Mit reduzierten Arbeitsstunden können Ärzte, die sich dem Ruhestand nähern, ihre Jahre in der Praxis verlängern und weiterhin einen Beitrag leisten, ohne sich zu verausgaben.“

Änderungen der Politik, wie z. B. Anreize für einen späteren Ruhestand oder Strafen, die an die vorzeitige Entnahme von Ruhestandsrücklagen gebunden sind, beeinflussen ebenso die Ruhestand-Trends. In einigen Fachgebieten mit einem großen Mangel an Mitarbeitern ist zu beobachten, dass ältere Ärzte Ihren Ruhestand aufschieben, um die Kontinuität der Patientenversorgung zu gewährleisten (14 %). Überwältigende 51 % der befragten Sermo-Mitglieder berichteten, dass ihre Freude am Beruf der Hauptgrund für einen verzögerten Ruhestand ist.

Durchschnittliches Ruhestandsalter je nach Fachgebiet 

Das Ruhestandsalter variiert je nach Fachgebiet aufgrund der körperlichen Anforderungen, der Burnout-Häufigkeit und der allgemeinen Zufriedenheit mit der Arbeit. Laut einer Sermo-Umfrage möchten 45 % der Ärzte vor dem 65. Lebensjahr in den Ruhestand gehen. In den nächsten 15 Jahren werden schätzungsweise zwei von fünf Ärzten das Alter von 65 oder älter erreichen.

Außerdem gibt es unter Ärzten eine intensive Debatte über das angemessene Ruhestandsalter. Ein US-Kinderarzt erläutert auf Sermo: “Ich bin 65 Jahre alt. Ich glaube, mir bleiben noch 5 Jahre, bevor ich in Rente gehe. Ich glaube nicht, dass ich irgendwelche meiner klinischen Fähigkeiten verloren habe. In der Tat glaube ich, dass mich meine gesamten Erfahrungen zu einem besseren Arzt gemacht haben und dass jüngere Ärzte noch viel zu lernen haben. Meine Facharztzulassung wurde mehrere Mal bestätigt und es wäre meiner Meinung nach eine Beleidigung, mich zu zwingen, mich wegen meines Alters beweisen zu müssen.” 

Im Gegenzug führte ein HNO-Arzt aus dem Vereinigten Königreich auf Sermo aus: “Eine Zwangspensionierung ist meiner Meinung nach nützlich. Sie ermöglicht Krankenhäusern, neue Mitarbeiter einzustellen und das Personal jung und robust zu halten. Ich habe keine Einwände, Rentner als Vertretungsärzte einzustellen, um Lücken zu füllen oder um klinische Tätigkeiten zu erledigen. Aber ich glaube nicht, dass ein Chirurg, der älter als 70 Jahre ist, operieren sollte.

Und so sieht das durchschnittliche Ruhestandsalter in den verschiedenen Fachgebieten aus:

Fachgebiete und durchschnittliches Ruhestandsalter

  • Medizinische Grundversorgung – 67 Jahre
  • Kardiologie – 66,5 Jahre 
  • Radiologie – 66 Jahre 
  • Anästhesiologie – 66 Jahre 
  • Onkologie – 65 Jahre 
  • Geburtshilfe/Gynäkologie – 64,5 Jahre 
  • Chirurgie – 61 Jahre
  • Pathologie – 69 Jahre
  • Dermatologie – 69 Jahre

Ältere Fachärzte praktizieren aufgrund ihrer ausgeprägten Erfahrung, beständigen Beziehungen zu den Patienten und manchmal auch wegen Lücken in der Belegschaft oftmals länger.

Ruhestandspläne und Optionen für Ärztinnen und Ärzte

Überraschende 55 % der befragten Ärztinnen und Ärzte verfügen nicht über Ersparnisse oder wissen nicht, welche Ersparnisse Sie haben. Vorbereitung ist der Schlüssel, wenn man sich im medizinischen Bereich dem Ruhestandsalter nähert. Von der finanziellen Stabilität bis zur Bestimmung einer Mitwirkung im Ruhestand (wie Mentoring oder Vertretungstätigkeiten) sorgt eine sorgfältige Planung für einen reibungsloseren Übergang.

Zuerst müssen Sie entscheiden, ob Ihre Approbation aktiv bleiben soll, ob Sie direkt in den Ruhestand gehen oder die Arbeitsstunden schrittweise reduzieren möchten und ob Sie einen Finanzberater konsultieren, um Ihre finanzielle Situation zu beurteilen. Wie ein Sermo-Mitglied feststellte: Erfahrene Ärzte haben noch viel zu bieten, aber Burnout ist real. Manchmal ist die Reduzierung der Arbeitszeit der ideale Weg, anstatt vollständig in den Ruhestand zu gehen.“ Es ist also nicht verwunderlich, dass 77 % der Sermo-Mitglieder eine Zunahme von Teilzeit-Ärzten in ihrer medizinischen Community gemeldet haben.

Hier sind einige wichtige Strategien für Ärztinnen und Ärzte, die den Ruhestand in Betracht ziehen:

1. Sparen Sie etwa ein Fünftel von dem, was Sie verdienen 

Da Ärztinnen und Ärzte erst später in ihrem Leben beginnen, Einkommen zu erzielen, empfehlen Finanzberater oftmals, in den Berufsjahren 20 % des Gehalts zu sparen. Im Allgemeinen werden Sie in Anlagen mit einer sicheren, risikoarmen Verzinsung investieren wollen, wie z. B. ertragsstarke Sparkonten oder Indexfonds mit einem gesetzten Termin. Dieser Ansatz sichert ausreichenden Wohlstand, ohne die Lebensqualität im Ruhestand zu verringern. 

2. Altersvorsorge unter Einbezug des Arbeitgebers

Der von Ihrem Arbeitgeber mitfinanzierten Altersversorgung entsprechende Beträge gutschreiben zu lassen, kann erhebliche Steuerersparnisse und Renditen bieten. Für Ärztinnen und Ärzte in niedergelassenen Praxen existieren ähnliche Modelle. 

3. Pensionen, individuelle Rentenkonten und andere Optionen 

Erkunden Sie zusätzliche Ruhestandskonten, die weitere steuerliche Vorteile bieten. Ärzte in gemeinnützigen Einrichtungen können ebenso von Ruhestandsplänen profitieren. Finanzberater zu konsultieren, die sich mit der Situation von Medizinern auskennen, kann helfen, die beste Mischung von Optionen für eine maximale Verzinsung zu identifizieren. 

4. Beratung oder Vertretungstätigkeiten

Ärzten, die sich bezüglich ihres vollständigen Ruhestands nicht sicher sind, bieten Beratungs- und Vertretungstätigkeiten eine Teilzeit-Flexibilität, während zusätzliches Einkommen erzielt und eine klinische Beteiligung erhalten werden kann. Dieses Arbeitsmodell reduziert Stress und ermöglicht es Ärztinnen und Ärzten, ohne langfristige Verpflichtungen tätig zu sein.

Vorteile und Herausforderungen, die ältere Ärzte in der Belegschaft darstellen 

Ältere Ärzte bieten sowohl älteren Patienten als auch jüngeren Kollegen einen enormen Nutzen, aber sie stehen ebenso vor einzigartigen Herausforderungen. Hier ist eine Auflistung der Vorteile und Bedenken, die mit älteren Ärzten in der Belegschaft verbunden sind. 

Vorteile

  • Erfahrung & Fachwissen – Die jahrzehntelange Praxis sorgt für beispielloses klinisches Urteilsvermögen und Fachkönnen.
  • Mentoring – Ältere Ärzte spielen eine unschätzbare Rolle, jüngere Kolleginnen und Kollegen anzuleiten. 
  • Vertrauen der Patienten – Langjährige Beziehungen zu den Patienten führen zu besseren Ergebnissen und zur Patientenzufriedenheit. 
  • Unterstützung der Belegschaft – Angesichts des zunehmenden Ärztemangels helfen erfahrene Ärzte, kritische Versorgungslücken zu schließen. 
  • Finanzielle Stabilität – Weiterhin zu arbeiten, sorgt für zusätzliche Einnahmen und unterstützt das nationale Gesundheitswesen. 

Herausforderungen

  • Burnout und Erschöpfung Jahre voller Überstunden können ihren Tribut fordern und Produktivität und Zufriedenheit beeinträchtigen. 
  • Verschlechterung der kognitiven & physischen Leistungsfähigkeit – Obwohl dies nicht allgemein gültig ist, kann sich das Altern auf die Entscheidungsschnelligkeit und die körperliche Ausdauer auswirken, besonders in körperlich anspruchsvollen Fachgebieten wie der Chirurgie. 
  • Anpassung an Technologie – Ältere Ärzte können es möglicherweise schwierig finden, sich an die sich schnell entwickelnde Technologie in der Medizin anzupassen 

Ein Sermo-Mitglied äußerte Bedenken bezüglich der Technologie: „Bezüglich der Technologie auf dem Laufenden zu bleiben, ist hart, aber ich mache es durch kontinuierliche Fortbildung zu einer Priorität, die mir hilft, weiterhin selbstbewusst zu praktizieren.”

  • Beschränkte berufliche Entwicklungsmöglichkeiten für jüngere Ärztinnen und Ärzte – Ältere Ärzte, die nach wir vor arbeiten, können die Nachfolgeplanung verzögern und die Möglichkeiten für junge Ärztinnen und Ärzte einschränken. 
  • Rechtliche & ethische Bedenken – das Abgleichen von Sicherheit und klinischer Kompetenz bei Fehlen einer Zwangspensionierung kann ein heikles Thema sein

Fazit 

Als Arzt in den Ruhestand zu gehen, erfordert mehr als finanzielle Unabhängigkeit; es erfordert berufliche, ethische und persönliche Überlegungen. Obwohl die Ruhestand-Trends in den verschiedenen Fachgebieten variieren, ist allgemein anerkannt, dass ältere Ärztinnen und Ärzte einen unschätzbaren Beitrag zur medizinischen Versorgung leisten. 

Ärzten, die in den Ruhestand gehen, stehen unzählige persönliche Optionen offen, ob es sich um die Finanzplanung, den Übergang zu Teilzeit-Tätigkeiten oder um Vertretungstätigkeiten handelt. Ältere Ärzte, die mit der Entscheidung ringen, können über die Zusammenarbeit mit der Sermo-Community Ratschläge von Fachkollegen und Ressourcen erhalten. 

Falls Sie sich Ihrem Ruhestand nähern und die Unterstützung der Community wünschen, treten Sie Sermo heute bei, um Lösungen speziell für Ärzte zu untersuchen und zu entscheiden, ob der Ruhestand für Sie das Richtige ist.

Die Leute fragen auch

In welchem Alter gehen die meisten Ärzte in den Ruhestand?

Das durchschnittliche Ruhestandsalter für Ärztinnen und Ärzte variiert, beträgt in der Regel jedoch rund 65 Jahre. Allerdings wird diese Entscheidung durch viele Faktoren beeinflusst, einschließlich persönlicher Gesundheit, finanzieller Stabilität und beruflicher Zufriedenheit. Einige Ärzte entscheiden sich, über dieses Alter hinaus weiter zu arbeiten, wobei sie oftmals in Teilzeit-Funktionen wechseln.

Können Ärzte in ihren 70ern arbeiten?

Ja, viele Ärzte arbeiten weiterhin in ihren 70ern, insbesondere in Fachgebieten, die körperlich nicht anspruchsvoll sind oder in Funktionen in der Verwaltung und Lehre. Die Entscheidung hängt oftmals von der Fähigkeit des Arztes ab, seine Fähigkeiten und Kompetenzen sowie seine persönlichen und beruflichen Ziele zu bewahren.

Wie hoch ist das durchschnittliche Nettovermögen eines pensionierten Arztes?

Ungefähr 60 % der Ärztinnen und Ärzte gehen mit einem Nettovermögen zwischen 1 Million und 5 Millionen Dollar in den Ruhestand, was von Faktoren wie Fachgebiet, Praxisjahren, geografischem Standort und finanziellen Gewohnheiten abhängt. Ärzte, die weise planen und investieren, gehen tendenziell mit höherer finanzieller Sicherheit in den Ruhestand.

Ab welchem Alter können Sie als Arzthelfer/in in den Ruhestand gehen?

Arzthelfer/innen gehen normalerweise zwischen 60 und 65 Jahren in den Ruhestand, was von der finanziellen Situation, beruflichen Präferenzen und dem Gesundheitszustand abhängt. Arzthelfer/innen können sich auch entscheiden, ihre Arbeitszeit zu reduzieren oder Tätigkeiten auszuüben, die in körperlicher Hinsicht weniger anstrengend sind, wenn sie sich dem Ruhestand nähern.