
Die Künstliche Intelligenz (KI) transformiert das Gesundheitswesen, insbesondere bei der Diagnose von Erkrankungen und der Prognose der Patientenergebnisse. Die Meinungen in der medizinischen Gemeinschaft sind jedoch geteilt.
Eine Sermo-Umfrage ergab, dass 47 % der Ärzte der Meinung sind, dass KI die Ergebnisse für die Patienten präzise diagnostizieren kann — wie z. B. die Lebenserwartung auf der Grundlage der EKG-Werte — während 53 % nicht dieser Ansicht sind.1 Diese Aufteilung von nahezu 50/50 wirft wichtige Fragen auf:
- Was bewirkt das Vertrauen der Ärzte in die KI?
- Welche Verbesserungen könnten Skeptiker umstimmen?
- Wie sollte die Rolle der KI gemanagt werden, um den Nutzen zu maximieren und gleichzeitig die Risiken zu minimieren?
KI wird bereits in der Diagnostik, der Patientenüberwachung und der Behandlungsplanung verwendet, um die Ergebnisse der Patienten zu verbessern, aber es bestehen nach wie vor Bedenken hinsichtlich Genauigkeit, blindem Vertrauen, Ethik und Einfluss auf den Patienten.
Ein Kardiologe auf Sermo stellt fest: „KI wird im Gesundheitswesen eine zunehmend wichtigere Rolle spielen, aber die Implementation muss sorgfältig erfolgen. KI hat kein Einfühlungsvermögen und liefert nur die reinen Daten.2„
Dieser Artikel untersucht, wie KI von den Sermo-Mitgliedern in der Medizin genutzt wird, welchen Nutzen und welche Risiken sie hat und was Ärzte vor der zunehmende Rolle der KI halten.

Wie könnten Ärzte KI verwenden?
Ärzte erkennen das Potenzial der KI zur besseren Versorgung der Patienten, wobei die Ergebnisse einer Sermo-Umfrage wichtige Vorteile hervorheben: 25 % sind der Ansicht, dass der größte Nutzen der KI ist, Risikopatienten frühzeitiger zu erkennen, während 20 % die verbesserte diagnostische Genauigkeit angeben.1
Andere weisen auf eine personalisierte Behandlungsplanung (17 %), eine verbesserte Patientenüberwachung (15 %) und eine schnellere Entscheidungsfindung (13%) hin.1
Zusammen zeigen diese Anwendungen die Fähigkeit der KI, das klinische Urteilsvermögen zu unterstützen und die Prozesse im Gesundheitswesen zu rationalisieren.
Medizinische Diagnosen mit KI
Eine der vielversprechendsten Anwendungen ist die Diagnose durch KI. KI-gestützte Tools können umfangreiche Datensätze analysieren,3 Anomalien entdecken 4 und Erkrankungen schneller identifizieren, als dies bei herkömmlichen Methoden der Fall ist.3
Mia, ein KI-Tool für die Brustkrebs-Diagnose, das von Kheiron Medical Technologies und dem Imperial College London entwickelt wurde, identifizierte einer ungarischen Studie zufolge beispielsweise bis zu 13 % mehr Brustkrebs-Fälle.5
Ein Anästhesist auf Sermo erkennt diese Fortschritte an: „Die KI ist in der Diagnose der Pathologie heutzutage sehr präzise. Wir müssen sie in unseren Alltag integrieren.2„
Allerdings sind nach wie vor Bedenken vorhanden, was die Genauigkeit betrifft. Ein anderer Arzt auf Sermo sagt: „KI ist ein wichtiges Tool, aber sie ist in der Medizin noch nicht zu 100 % präzise.2„
Das Hauptproblem ist, dass KI-Modelle nur so gut sind, wie die Daten, anhand der sie geschult werden. Falls KI eine Erkrankung falsch diagnostiziert, kann dies zu einer verzögerten Behandlung oder zu falschen Eingriffen führen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, dass KI als unterstützendes Instrument und nicht als eigenständiger Entscheidungsträger fungiert.
Verbesserte Patientenüberwachung
KI-Assistenten für Ärzte werden auch zur Überwachung von Patienten in Echtzeit verwendet,3 was eine frühzeitige Erkennung von Verschlechterungen ermöglicht.
Ein Allgemeinmediziner auf Sermo: „Künstliche Intelligenz kann Hochrisiko-Patienten unter Verwendung von kardialen Testergebnissen besser erkennen, was zu einer besseren Versorgung und niedrigeren Mortalitätsraten führt.2„
Andere warnen jedoch, dass es der KI an der Nuanciertheit der ärztlichen Beurteilung mangelt, so z. B. ein Hausarzt auf Sermo: „Die Verwendung von KI wird die Beurteilung eines Arztes niemals ersetzen.2„
KI-Überwachungssysteme können subtile Veränderungen der Vitalparameter erkennen, die möglicherweise auf frühe Anzeichen von Komplikationen hinweisen. Aber bedeutet das, dass KI bei der Betreuung von Patienten die Führungsrolle übernehmen sollte? Die meisten Ärzte argumentieren nein — KI sollte ein Assistent sein, kein Ersatz.

Schnellere Entscheidungsfindung
Ärzte stehen oftmals zeitsensiblen Entscheidungen gegenüber, und die KI-Prognose einer Erkrankung kann schnelle datengestützte Erkenntnisse liefern.3
Ein Neurologe auf Sermo glaubt, dass „KI in vielen klinischen Szenarien nützlich sein kann, aber dass sie als Tool verwendet werden sollte, um einen gut ausgebildeten Kliniker zu unterstützen. Nicht als endgültigen Entscheidungsträger, da immer viele Variablen zu berücksichtigen sind.2„
Einige befürchten jedoch, dass KI-generierten Empfehlungen blind gefolgt werden könnte. Ein Kardiologe auf Sermo glaubt: „KI kann uns bei der Prognose von Ergebnissen definitiv helfen, aber sie muss bewusst verwendet, in klinische Schlussfolgerungen integriert und dem klinischen Umfeld und den Bedürfnissen der Patienten angepasst werden.2„
KI beschleunigt die Entscheidungsfindung, aber Ärzte müssen ihre Empfehlungen nach wie vor kritisch bewerten.
Personalisierte Behandlungsplanung
Die Fähigkeit der KI, große Datensätze zu analysieren,3 ermöglicht ihr, personalisierte Behandlungspläne vorzuschlagen.
Ein Sermo-Mitglied (Hausarzt) sagt: „KI hilft Ärzten, alle möglichen Diagnosen, Komplikationen sowie Behandlungspläne zu berücksichtigen und die Fortschritte zu überwachen, was zur Verbesserung der Patientenversorgung beiträgt.2„
Allerdings ist nach wie vor Skepsis vorhanden und ein anderes Sermo-Mitglied sagt: „Ich bin nicht davon überzeugt, dass KI alle subtilen Nuancen der Gesundheit und der Menschen verstehen kann.2„
Die KI kann Behandlungsoptionen identifizieren, die auf einzelne Patienten zugeschnitten sind, aber Ärzte müssen die Empfehlungen der KI gegen ihre klinische Fachkenntnis abwägen.
Genauigkeit
Als Ärzte zu ihrer größten Sorge befragt wurden, wenn es um die KI-Prognose der Mortalität von Patienten geht, haben 33 % der Sermo-Mitglieder die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Prognosen angeführt.1
Obwohl die KI bezüglich der Identifizierung von Risikofaktoren und der Prognose von Ergebnissen vielversprechende Ergebnisse gezeigt hat, bleibt die Frage — wie zuverlässig sind diese Prognosen in der klinischen Praxis? Die Genauigkeit der KI-Modelle hängt stark von der Qualität und Vielfalt der Daten ab, anhand der sie geschult werden. Tendenzen in den Datensätzen, unvollständige Anamnesen oder unerwartete Variablen können die prognostische Leistung der KI untergraben.
Ein Sermo-Mitglied (Allgemeinmediziner) argumentiert: „Ich kann nicht erkennen, wie eine KI die Mortalität eines Patienten nur anhand eines diagnostischen Tests prognostizieren könnte, wenn viele Tools, wie die momentan verwendeten Prognose-Skalen, die ihre Gültigkeit unter Beweis gestellt haben, eine zufallsbedingte Fehlerquote aufweisen.2„
Diese Skepsis hebt ein grundlegendes Problem hervor: Kann KI eine Verbesserung bieten, wenn traditionelle Tools zur Risikobewertung nach wie vor bemerkenswerte Fehlermargen aufweisen — oder wird sie eine neue Ebene von Unsicherheit erzeugen?
KI-Modelle benötigen eine kontinuierliche Validierung und strenge Tests, bevor man sich bei wichtigen Vorhersagen auf sie verlassen kann. Ohne eine laufende Beaufsichtigung besteht das Risiko, dass KI-Prognosen Ärzte in die Irre führen, anstatt die Entscheidungsfindung zu verbessern.

Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
30 % der Sermo-Mitglieder geben die Auswirkung der KI auf die Angst und die psychische Gesundheit der Patienten als ihre größte Sorge an, wenn sie genutzt wird, um die Mortalität der Patienten vorherzusagen.1
Die Prognose der Lebenserwartung oder des Todesrisikos eines Patienten weist schwerwiegende psychologische Implikationen auf. Obwohl die KI wertvolle Einblicke liefern kann, besteht die Sorge, dass Patienten möglicherweise Probleme haben, mit diesen Prognosen umzugehen, insbesondere wenn sie ohne angemessenen Kontext oder menschliche Unterstützung vorgestellt werden.
Ein Sermo-Mitglied aus der Psychiatrie argumentiert: „Die negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit geben Anlass zur Sorge. Diese Technologie ist für derartige Prognosen nicht bereit.2„
Der potenzielle Missbrauch KI-erzeugter Prognosen könnte den Stress der Patienten verschlimmern, unnötige Angst erzeugen oder auf der Grundlage unvollständiger Informationen sogar die Behandlungsentscheidungen beeinflussen.
Wie ein Sermo-Mitglied (Allgemeinmediziner) sagt: „Durch KI prognostizierte Ergebnisse sollten Patienten nicht mitgeteilt werden, da sie sich negativ auf deren psychische Gesundheit auswirken und eine Menge Angst erzeugen.2„
Aus diesem Grund sind Transparenz und das Ermessen des Arztes unerlässlich, wenn KI-generierte Prognosen mitgeteilt werden. KI-Prognosen müssen mit Sensibilität und unter Berücksichtigung des emotionalen Wohlbefindens eines Patienten vermittelt werden, um unbeabsichtigte Schäden zu vermeiden.
Blindes Vertrauen in die KI
Auf die Frage, was die größten Bedenken sind, wenn KI die Mortalität von Patienten prognostiziert, gaben 22 % der Sermo-Mitglieder den Missbrauch oder das blinde Vertrauen in die KI in klinischen Situationen an.1
Obwohl KI eine bedeutende Effizienz und datengestützte Erkenntnisse bietet, befürchten einige, dass eine übermäßige Abhängigkeit von Technologie die klinische Intuition und die patientenorientierte Versorgung untergraben könnte.
Ein Genetiker auf Sermo argumentiert: „KI ist ein bemerkenswertes neues Tool in der Medizin. Meiner Meinung nach wird es ein sehr nützliches Tool für Ärzte sein. Allerdings glaube ich nicht, dass sie die ‚manuelle‘ persönliche Untersuchung durch einen Arzt ersetzen kann.2„
Es besteht die Sorge, dass ein blindes Vertrauen in KI-gestützte Empfehlungen das Vertrauen der Patienten verringern und die Beziehung des Arztes zum Patienten schwächen könnte. In der Medizin kann es nie nur um Daten gehen — sie erfordert Empathie, ethische Überlegungen und personalisierte Beurteilungen, was von der KI nicht repliziert werden kann.
Kurz gesagt sollte KI ein klinischer Assistent sein — und kein Ersatz für die Entscheidungsfindung des Arztes. Die richtige Balance zwischen KI-gestützter Effizienz und menschlicher Fachkenntnis ist der Schlüssel, eine patientenorientierte, hochwertige Versorgung sicherzustellen.
Das zukünftige Potenzial der KI, die Patientenergebnisse zu prognostizieren
Die KI entwickelt sich schnell und da die Modelle ausgeklügelter und besser geschult sind und größere Datensätze in die KI einfließen, werden sich ihre prognostischen Fähigkeiten wahrscheinlich verbessern.
Genauigkeit allein reicht jedoch nicht — damit KI vollständig in die klinische Praxis integriert werden kann, muss sie vertrauenswürdig und erklärbar sein sowie in ethischer Weise eingesetzt werden.
Ein Sermo-Mitglied aus der Notfallmedizin sagt: „Ich glaube momentan nicht, dass KI das Ergebnis eines Patienten präzise vorhersagen kann. Allerdings denke ich, dass sie in Zukunft ein großartiges diagnostisches und therapeutisches Tool sein könnte.2„
Die KI wird wahrscheinlich präziser und zuverlässiger, aber das Gleichgewicht zwischen Vorhersage und menschlichem Ermessen bleibt entscheidend. Ohne angemessene Schutzmaßnahmen kann selbst die beste KI für Ärzte die Rolle von Ärzten nicht ersetzen, wenn es darum geht, Prognosen in einen Kontext zu bringen, mit Patienten zu kommunizieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Die Kernpunkte
Die KI gestaltet die Medizin neu, aber Ärzte bleiben geteilter Meinung. Obwohl KI die Diagnostik, Behandlungsplanung und Entscheidungsfindung verbessert, weckt sie Bedenken hinsichtlich Genauigkeit, Ethik und Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.
Der Konsens? KI sollte als Unterstützung genutzt werden und nicht als Ersatz der klinischen Beurteilung. Die Zukunft der KI in der Medizin hängt davon ab, das richtige Gleichgewicht zwischen Technologie und menschlicher Fachkenntnis einzusetzen.
Beschäftigen Sie sich auf Sermo eingehend mit KI
KI gestaltet das Gesundheitswesen neu, aber deren Rolle bei der Prognose der Patientenergebnisse bleibt ein strittiges Thema.
Treten Sie Sermo bei, um Ihre Nutzung der KI in der führenden globalen Community zu diskutieren, in der Ärzte die Herausforderungen der klinischen Praxis erörtern, Einblicke teilen und die Zukunft der Medizin gestalten.
Footnotes
- Sermo, 2024. Umfrage der Woche: Die Rolle der KI bei der Prognose der Ergebnisse von Patienten Sermo-Community [Poll].
- Sermo-Mitglied, 2024. Kommentar zur Umfrage der Woche: Die Rolle der KI bei der Prognose der Ergebnisse von Patienten Sermo-Community [Private online forum].
- Spectral AI, 2024. Artificial intelligence in medical diagnosis: How medical diagnostics are improving through AI.
- Bercea, C.I., Wiestler, B., Rueckert, D. et al. Evaluating normative representation learning in generative AI for robust anomaly detection in brain imaging. Nat Commun 16, 1624 (2025).
- Imperial College London, 2024. New AI tool detects 13% more cancers in breast screening trials.