Wie Ärzte das Schmerzmanagement am Lebensende beurteilen

Illustration einer Person mit grauem Haar, die in einem Krankenhausbett unter einem Scheinwerfer liegt, umgeben von zwei gerahmten Bildern an einer Wand.

Die Betreuung von Schmerzen am Lebensende ist eine der heikelsten und komplexen Herausforderungen, denen Ärztinnen und Ärzte gegenüberstehen. Diese Verantwortung erfordert technisches Verständnis als auch tiefe Empathie. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter Ärzten auf Sermo zeigte, wie unvorbereitet sich viele fühlen:

  • 62 % gaben an, dass sie keine ausreichende Schulung erhalten haben, um Versorgungsentscheidungen am Lebensende eines Patienten zu treffen.
  • 11 % brachten mangelndes Selbstvertrauen zum Ausdruck.
  • 30 % gestanden, dass sie zuvor nie mit solchen Entscheidungen konfrontiert waren.1

Diese Zahlen heben einen essentiellen Bedarf an besserer Unterstützung und besseren Ressourcen hervor, damit medizinische Fachkräfte diese entscheidenden Momente mit Selbstvertrauen und Mitgefühl bewältigen können.

In diesem Artikel werden wir untersuchen, welchen Ansatz die Ärzte der Sermo-Community im Hinblick auf das Lebensende eines Patienten verfolgen, einschließlich ihrer aktuellen Herausforderungen und ihrer Meinung zu dem, was die Zukunft für palliative Patienten bereithalten wird.

Wie Ärzte das Schmerzmanagement am Lebensende beurteilen

Bewährte Vorgehensweisen bei der Versorgung am Lebensende

Die Entscheidung, einen Patienten in ein Hospiz zu verlegen, ist ein wichtiger Moment und 58 % der befragten Ärzte haben sich dieser Entscheidung gestellt. Aber wodurch wird ihre Entscheidung gelenkt?

Für viele ist die Erhaltung der Lebensqualität des Patienten der wichtigste Faktor (31 %), gefolgt von Prognose (24 %), Unterstützung durch Betreuer (18 %) und Wunsch des Patienten (16 %).1 Ein auf Hämatologie-Onkologie spezialisiertes Sermo-Mitglied erläutert: “Wenn Patienten die Behandlungsoptionen ausgehen, geht es um die Erhaltung der Lebensqualität.2

Starke Schmerzen sind oftmals ein wichtiger Indikator für die abnehmende Lebensqualität, was es für Ärzte umso wichtiger macht, sich am Ende des Lebens eines Patienten auf das Schmerzmanagement zu konzentrieren. Also, wie beurteilen und messen Ärzte die Schmerzen, um sicherzustellen, dass die letzten Tage eines Patienten so angenehm wie möglich sind?

Ein lächelnder Arzt in einem weißen Kittel spricht mit einem älteren Mann und einer älteren Frau über das Schmerzmanagement und sorgt für eine warme und freundliche Atmosphäre auf dem Flur.

Wie Ärzte auf Sermo die Schmerzen von Patienten einstufen

Sermo-Mitglieder heben die Bedeutung eines maßgeschneiderten Ansatzes zur Einstufung der Schmerzen der Patienten hervor und wissen, dass sich Schmerzen basierend auf den zugrunde liegenden Erkrankungen, wie z. B. Krebs, neurologischen Störungen oder Organversagen, unterschiedlich manifestieren.

Ein personalisiertes Schmerzmanagement sorgt dafür, dass Behandlungen den einzigartigen Herausforderungen gerecht werden und es ebnet den Weg für eine mitfühlende Betreuung:

  • Patienten mit mehreren Begleiterkrankungen: Die Betreuung von Schmerzen wird noch komplexer. Die Behandlung einer Erkrankung, ohne dass sich eine andere dadurch verschlechtert, erfordert eine sorgfältige Planung und Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen.
  • Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen: Krankheiten wie Alzheimer erfordern, nonverbale Hinweise — Grimassen schneiden, Ruhelosigkeit oder Änderungen der Körperhaltung — zu beachten, um Beschwerden effektiv beurteilen zu können.

Zur Messung der Schmerzintensität und deren Einfluss auf die Lebensqualität verwenden Ärzte auf Sermo praktische Tools und Medikamente, einschließlich:

  • Schmerzskalen: Standardisierte Tools, wie NRS und FPS, für schnelle Beurteilungen.
  • Verfolgung der Symptome: Tagebücher und Apps zur Abstimmung der Behandlung.
  • Nonverbale Beobachtungen: Tools wie PAINAD zur Beurteilung von Patienten, die nicht verbal kommunizieren können.
  • Opioide: Ärzte und Sermo-Mitglieder betonen die Bedeutung einer sorgfältigen Dosierung von Opioiden bei der Betreuung von Patienten am Ende ihres Lebens. Sie betonen, wie wichtig es ist, auf Nebenwirkungen zu überwachen und dass die Wirksamkeit des Schmerzmanagements im Hospiz mit den möglichen Risiken im Hinblick auf Abhängigkeit oder Verträglichkeit abgeglichen werden muss.1

Durch die Kombination dieser Methoden mit multidisziplinären Erkenntnissen gewährleisten Ärzte, dass Patienten in den letzten Phasen ihres Lebens mitfühlend versorgt und Würde und Wohlbefinden erhalten werden.

Hindernisse, mit denen Ärzte bei einer wirksamen Betreuung am Lebensende in der Praxis konfrontiert sind

Eine wirksame Schmerzlinderung am Lebensende bleibt einer der anspruchsvollsten Aspekte der medizinischen Praxis.

Eine Sermo-Umfrage ergab, dass sich 62 % der Ärzte unzureichend geschult fühlen und dass 30 % derartigen Situationen nie begegnet sind.1 Das Schließen dieser Lücken beinhaltet, diese Hindernisse frontal anzugehen.

Autonomie und medizinisches Ermessen ins Gleichgewicht bringen

Die Betreuung am Lebensende stellt oftmals den empfindlichen Balanceakt dar, die Autonomie eines Patienten zu respektieren und gleichzeitig eine klinische Beurteilung zugrundezulegen.

Sermo zufolge priorisieren 42 % der Ärzte eine offene Kommunikation, um Patienten zu befähigen, bezüglich ihrer Betreuung informierte Entscheidungen zu treffen.3 Diese Verpflichtung zum Dialog stellt sicher, dass Patienten ihre Optionen und die möglichen Ergebnisse verstehen.

Andere Ärzte nähern sich diesem Gleichgewicht auf verschiedene Weise:

  • 16 % konzentrieren sich darauf, die Werte der Patienten zu verstehen und die Behandlungspläne entsprechend anzupassen.
  • 20 % betonen den Aufbau von Vertrauen durch eindeutige Informationen und gemeinsame Entscheidungen.
  • 7 % heben die Bedeutung von Aufklärung und Beruhigung hervor, wenn die Wahl eines Patienten vom ärztlichen Rat abweicht.3

Wie ein Dermatologe anmerkte: “Jimmy Carter hat die Entscheidung getroffen, in ein Hospiz zu gehen. So sollte es sein: es liegt beim Patienten.2” Dieses Gefühl unterstreicht, wie wichtig es ist, den Wunsch des Patienten zu respektieren – besonders im Hinblick auf neue klinische Studien – und ihnen gleichzeitig Mitgefühl und Wissen zu vermitteln; Ärzte müssen einen offenen Dialog priorisieren, um Patienten zu befähigen und sie gleichzeitig mit evidenzbasierten Empfehlungen unterstützen.

Die ethischen und rechtlichen Komplexitäten der Sterbehilfe stellen ein weiteres bedeutendes Hindernis dar. Ärzte müssen vorsichtig vorgehen, da sich die Gesetze und kulturellen Einstellungen in verschiedenen Regionen stark unterscheiden.

Als Antwort auf die Frage: „Wie bewältigen Sie die ethischen und rechtlichen Komplexitäten der Sterbehilfe?“, haben die Befragten auf Sermo ihre Strategien beschrieben:

  • 32 % konzentrieren sich auf eine offene und mitfühlende Kommunikation, um die Wünsche der Patienten innerhalb ethischer Rahmenbedingungen zu untersuchen.
  • 23 % bleiben über lokale Gesetze informiert und konsultieren Rechtsexperten, um die Einhaltung der Gesetze zu gewährleisten.
  • 16 % arbeiten mit multidisziplinären Teams zusammen, um Entscheidungen mit den ethischen Standards und den besten Interessen der Patienten abzustimmen.3

Die Bedeutung der Weiterbildung ist ebenfalls offensichtlich, da 13 % der Ärzte Workshops zu ethischen Dilemmas besuchen, um ihre Entscheidungsfindung zu verbessern.

Wie ein Allgemeinmediziner erläuterte: “Ärzte fühlen sich möglicherweise nicht wohl dabei, Entscheidungen über eine Betreuung im Hospiz zu treffen, da ihnen entsprechende Schulungen oder die Erfahrung fehlen. Zur Lösung dieses Problem haben einige medizinische Hochschulen und Gesundheitsorganisationen damit begonnen, spezielle Schulungs- und Weiterbildungsprogramme anzubieten, die sich auf die Betreuung im Hospiz konzentrieren.2

Frankreichs kürzlicher Gesetzesentwurf zur Sterbehilfe liefert quasi eine Fallstudie zu den Komplexitäten dieses Problems. Während die Gesetzesvorlage darauf abzielt, Autonomie und Solidarität abzustimmen, hat sie die Debatte unter Medizinern entfacht. Dr. Claire Fourcade, Präsidentin der französischen Gesellschaft für palliative Unterstützung und Pflege hat gewarnt, dass im Hinblick auf den verbesserten Zugang zur palliativen Pflege nach wie vor dringender Bedarf besteht.4

Sermo-Mitgliedern zufolge umfasst dies kontinuierliche Schulung, multidisziplinäre Zusammenarbeit sowie die Einhaltung lokaler Vorschriften.

Zwei Ärzte in weißen Kitteln unterhalten sich in einem gut gefüllten Vorratsraum und sehen sich die Regale mit verschiedenen medizinischen Artikeln und Geräten an, die für das Schmerzmanagement am Lebensende wichtig sind.

Begrenzte Pflegeteams

Eine effektive Pflege am Lebensende erfordert Input von multidisziplinären Teams. Die Verfügbarkeit solcher Teams variiert in vielen Einrichtungen jedoch sehr stark, was die Versorgungsqualität und die Zeit begrenzt, die mit Patienten verbracht wird. Die Befragten auf Sermo haben wichtige Teammitglieder identifiziert, die ihre Bemühungen unterstützen:

  • 30 % haben die Rolle von Fachärzten hervorgehoben, wie z. B. Palliativmediziner und Onkologen.
  • 18 % betonten die Bedeutung von Krankenpflegekräften, die auf die palliative Pflege spezialisiert sind
  • 13 % vertrauten auf Spezialisten für die Hospizarbeit.3

Die Sermo-Mitglieder weisen darauf hin, dass Sozialarbeiter, geistlicher Beistand und Trauerhilfe ebenso wichtige Rollen spielen, aber nicht so häufig einbezogen sind. Ein Kinderarzt betont: “Eine multidisziplinäre Versorgung kann [Patienten] helfen, eine bessere Lebensqualität zu erzielen.2

Ohne ausreichende Ressourcen oder zweckbestimmte Teams haben viele Ärzte jedoch Probleme, eine ganzheitliche Versorgung zu bieten. Daher sind in diesen Bereichen größere Investitionen erforderlich.

Kulturelle und persönliche Überzeugungen

Kulturelle und religiöse Überzeugungen beeinflussen grundlegend die Entscheidungen im Hinblick auf das Lebensende und prägen, wie Patienten und die Familie an die Pflege herangehen. Eine Sermo-Umfrage ergab:

  • 29 % der Ärzte sagten, dass diese Überzeugungen für Orientierung und Komfort sorgen.
  • 22 % betonten, wie wichtig es ist, verschiedene Überzeugungen zu respektieren, um die Pflege zu personalisieren.
  • 14 % räumten ein, dass kulturelle und religiöse Überzeugungen manchmal mit medizinischen Ansichten in Konflikt stehen können.3

Ärzte müssen diese Unterschiede mit Sensibilität und Respekt angehen.

Wie ein Allgemeinmediziner erläutert: “Viele Menschen fühlen sich aufgrund ihrer Überzeugungen, kulturellen Praktiken und Religion nicht wohl dabei, [in einem Hospiz betreut zu werden].2” Allerdings stellt eine unzureichende Aufklärung dabei ein Hindernis dar. Ein anderer Allgemeinmediziner stellte fest: “In den meisten Ländern werden keine Schulungen zur Entscheidungsfindung im Hinblick auf Hospize angeboten.2

Daher können erweiterte Schulungen zu den kulturellen und religiösen Aspekten die Beziehungen zwischen Patienten und Anbietern stärken und die Ergebnisse der Versorgung verbessern.

Ansichten der Ärzte zur Zukunft der Sterbehilfe und palliativen Versorgung

Bei der Frage nach der Zukunft der Sterbehilfe und palliativen Versorgung hatten Ärzte auf Sermo verschiedene Ansichten:

  • 28 % stellen sich ein verbessertes öffentliches Bewusstsein und die Aufklärung über Entscheidungen am Ende des Lebens vor.
  • 26 % erwarten eine Zukunft, in der Sterbehilfe und palliative Versorgung koexistieren.
  • 20 % betonen die Notwendigkeit eines verbesserten Zugangs zur palliativen Versorgung.3

Diese Ansichten stimmen mit einem globalen Trend zur Neubewertung der Optionen zur Versorgung am Ende des Lebens überein.

Drei medizinische Fachkräfte unterhalten sich, wobei eine Person einen Stift und ein Klemmbett hält, während eine andere Person eine Brille festhält. Ein Stethoskop hängt um den Hals der dritten Person, während sie sich auf Versorgungsstrategien am Lebensende konzentrieren.

Lektionen aus Frankreich und Großbritannien

Frankreichs Gesetzesvorlage zur Sterbehilfe unterstreicht diese Entwicklung, die darauf abzielt, individuelle Selbstbestimmung und starke Standards für die palliative Versorgung abzugleichen.4

In Großbritannien wurden unterdessen im November 2024 mit der von Abgeordneten unterstützten Gesetzesvorlage für unheilbar kranke Erwachsene (am Lebensende) bedeutende Fortschritte erzielt.

Der Vorsitzende der Labour-Partei, Sir Keir Starmer, bekräftigte dieses Momentum: „Ich bin persönlich für die Änderung des Gesetzes. Ich denke, wir müssen uns die Zeit nehmen. Wir werden der Verpflichtung gerecht. Esther, ich kann Ihnen das jetzt zusichern.5

Während die Herausforderungen weiterhin bestehen, heben diese gesetzgeberischen Entwicklungen die zunehmende Anerkennung der Bedeutung der Patientenwahl hervor, wobei der Einbezug eines sanften Tods zunehmend als zukünftiger Bestandteil der Versorgung am Lebensende betrachtet wird.

Die Kernpunkte

Die Betreuung von Schmerzen am Lebensende erfordert ein Gleichgewicht von Mitgefühl, Fachwissen und kultureller Sensibilität.

Die Bewältigung von Schulungsdefiziten, die multidisziplinäre Zusammenarbeit und der Umgang mit einem sich ständig entwickelnden ethischen Umfeld ermöglicht Ärzten, die Würde und Selbstbestimmung der Patienten besser zu unterstützen.

Da sich die globalen Standpunkte in Richtung Patientenautonomie mit zunehmender Forderung nach Legalisierung der Sterbehilfe verlagern, wird der Abgleich der vielfältigen Patientenwünsche mit der Fachkenntnis des Arztes entscheidend sein.

Beteiligen Sie sich auf Sermo an der Diskussion

Die Versorgung von Patienten an deren Lebensende ist einer der komplexesten Aspekte der medizinischen Praxis und kein Arzt sollte diesen Aspekt allein bewältigen müssen.

Treten Sie Sermo heute bei, um zusammenzuarbeiten, zu lernen und dabei mitzuwirken, die Zukunft einer mitfühlenden Versorgung zu gestalten.

Footnotes

  1. Sermo, 2024. Umfrage der Woche: Die Entscheidung, einen Patienten ins Hospiz zu verlegen. Sermo-Community [Poll].
  2. Sermo-Mitglied, 2024. Kommentar zur Umfrage der Woche: Die Entscheidung, einen Patienten ins Hospiz zu verlegen. Sermo-Community [Private online forum].
  3. Sermo, 2024. Ethische Entscheidungen bei der Betreuung am Lebensende: Sterbehilfe und palliative Lösungen. Sermo-Community [Private online forum].
  4. The Guardian, 2024. In Frankreich wird eine finale Abstimmung über die Verankerung der Sterbehilfe als Verfassungsrecht stattfinden.
  5. The Telegraph, 2024. Keir Starmer to allow vote on legalising assisted dying, Esther Rantzen reveals.