
Viele Ärzte achten nicht auf ihr eigenes psychisches Wohlergehen, da sie die Bedürfnisse anderer in den Vordergrund stellen. Wie ein Sermo-Mitglied (Hausarzt) ausführt: “Sich um die psychische Verfassung zu kümmern, ist in der medizinischen Ausbildung und Praxis sehr wichtig, da wir einiges an Stress zu bewältigen haben.”
Die Literatur assoziiert Achtsamkeit zunehmend mit positiven persönlichen und beruflichen Ergebnissen. Es ist eine praktische Möglichkeit für Ärzte, sich selbst zu priorisieren — und dabei eine bessere Versorgung zu fördern.
Lassen Sie uns die Literatur zum Thema Achtsamkeit im Gesundheitswesen und deren Vorteile und Techniken untersuchen und herausfinden, was die Mitglieder der medizinischen Community darüber zu sagen haben.
Achtsamkeit für Mediziner: Ein Überblick
Achtsamkeitsbasierte Interventionen (MBIs) beinhalten eine Reihe von therapeutischen Methoden. Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) und achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT) sind die häufigsten Methoden.
- MBSR: Dieses achtwöchige Programm beinhaltet verschiedene Achtsamkeits-Meditationstechniken, einschließlich Body Scans (die sich auf psychisches Scannen beziehen und dem Körper besondere Aufmerksamkeit schenken), Yoga und Atemübungen. Neben der Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens verwenden Mediziner die MBSR, um sowohl psychiatrische als auch somatische Erkrankungen zu behandeln. Sie ist ebenso häufig Bestandteil der Behandlung von chronischen Erkrankungen.
- MBCT: Die MBCT ist ein anderes achtwöchiges Programm, das kognitive Therapie und Achtsamkeit kombiniert. Ihr Ziel ist es, Menschen zu helfen, negative Denkmuster zu thematisieren und sich von diesen zu lösen, insbesondere im Kontext von Depressionen und Angstzuständen.
Bei Achtsamkeit geht es um mehr als wochenlange achtsamkeitsbasierte Interventionen. Sie beinhaltet auch leicht zu übernehmende tägliche Übungen, wie z. B. Atemübungen und das Führen eines Tagebuchs. Sie alle gehen auf die prävalenten Symptome des Burnouts bei Ärzten ein — emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und fehlende Effizienz. Über den bedeutenden persönlichen Tribut hinaus reduzieren diese Symptome die Fähigkeit eines Arztes, eine hochwertige Versorgung zu bieten und sie steigern das Risiko für Kunstfehler, wobei andere Auswirkungen existieren, die einen Burnout zusätzlich verschlimmern.
Ärzte müssen ihrem Wohlbefinden Vorrang einräumen — nicht nur wegen sich selbst, sondern wegen ihrer Patienten. So wie es ein Sermo-Mitglied (Familienmediziner) ausdrückt: “Wenn sich die Mitarbeiter im Gesundheitswesen nicht in guter mentaler Verfassung befinden, können Patienten nicht die Versorgung erhalten, die sie benötigen.”

Warum ist Achtsamkeit im Gesundheitswesen nützlich?
Ungefähr die Hälfte aller Ärzte verzeichnet einen Burnout. Dies hat verschiedene Ursachen, darunter lange Arbeitszeiten, wechselnde Bereitschaftsdienste und Verwaltungsaufwand. Während diese Ursachen für sich genommen schon schlimm genug sind, müssen Ärzte auch noch Hindernisse in der Versorgung bewältigen.
Eine globale Sermo-Studie unter 180 Ärzten ergab, dass sich 34 % bei der Suche nach Unterstützung sicherer fühlen würden, wenn ihnen zugesichert würde, dass dies keine beruflichen Konsequenzen hätte. Aber 48 % gaben an, dass sie eine Unterstützung der psychischen Verfassung nutzen würden, die ihr Arbeitgeber oder eine Partnerorganisation anbietet. Eine noch größere Anzahl von Ärzten (79 %) gab an, dass das Thematisieren von Burnout im Gesundheitswesen Vorrang haben muss. Der Kommentar eine Sermo-Mitglieds spiegelt dies wider: „Die psychische Gesundheit ist für Ärzte von größter Bedeutung, wenn sie eine hochwertige medizinische Versorgung bereitstellen und einen Burnout verhindern wollen.“
5 Vorteile von Achtsamkeit im Gesundheitswesen
Achtsamkeitsbasierte Interventionen können bei Ärzten zu stärkerem Selbstmitgefühl, verbesserten Beziehungen und verfeinertem Management des Arbeitspensums führen.
Ein Sermo-Mitglied, ein US-amerikanischer Kardiologe, ermutigt wie folgt, um diese Vorteile zu erfahren: “Lege den ganzen Tag über regelmäßige Pausen ein, um dich auszuruhen und dich wieder aufzuladen — die Arbeit ein paar Minuten einfach vergessen. Nimm dir Zeit für dich selbst, um zu entspannen und abzuschalten, wie z. B. Sport oder Hobbys“.
Hier sind weitere Möglichkeiten, wie Achtsamkeit das Leben von Ärzten verbessert:
1. Reduzierte emotionale Reaktivität
MBIs helfen Ärzten, ihre Emotionen zu erkennen, zu überwachen und effektiv damit umzugehen. MBI-Teilnehmer im Gesundheitswesen berichten von einer reduzierten emotionalen Reaktivität und erhöhten Toleranz bei Unsicherheit sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Kontext.
2. Stärkeres Selbstmitgefühl
Die Kultur des Perfektionismus in der Medizin kann Ärzte ihr Wohlergehen kosten. Stattdessen können sie Achtsamkeit nutzen, um die Selbstfürsorge zu priorisieren und ein stärkeres Selbstmitgefühl zu praktizieren, indem sie gesündere Denkweisen und Routinen übernehmen.
3. Verbesserte Kommunikation
Da Burnout eine Depersonalisation hervorbringt, helfen MBIs Ärzten dabei, ihren Patienten gegenüber Präsenz zu zeigen. Ein Studienteilnehmer merkte an: “Ich empfinde mich Kunden gegenüber präsenter und reagiere weniger auf das, was Kunden sagen und fühlen.” Ein anderer Teilnehmer sagte, dass er besser in der Lage ist, sich um schwierige Patientenfälle zu kümmern.
4. Verbesserte Beziehungen
Gesunde persönliche und berufliche Beziehungen sind die Kernfaktoren für berichtetes Glück und die berufliche Zufriedenheit von Ärzten. MBIs helfen Ärzten, ihre Beziehungen zur Familie und zu Freunden zu verbessern. Und in beruflicher Hinsicht fühlen sich Ärzte von ihren Kollegen möglicherweise weniger genervt und letztendlich stärker mit ihren beruflichen Communities verbunden.
5. Verbessertes Arbeitspensum-Management
In einer Kultur der Übernahme zu vieler Verpflichtungen helfen MBIs Ärzten, ihre Fähigkeit zu steigern, das Tempo zu drosseln und ihr Arbeitspensum besser zu managen. Diese gesteigerte Fähigkeit verbessert die Arbeitsproduktivität, anstatt sie zu verringern.

Die Rolle der individuellen und kollektiven Achtsamkeit im Gesundheitswesen
Persönliche Achtsamkeits-Anstrengungen sind begrenzt, wenn eine Organisation nicht in der Lage ist, kollektive Achtsamkeits- und Sinnstiftungs-Praktiken zu übernehmen. Denken Sie bei kollektiver Achtsamkeit an die gemeinsame Fähigkeit einer Organisation im Gesundheitswesen, kleine Details zu bemerken, zu interpretieren und darauf zu reagieren — besonders auf die unerwarteten.
Die Forscher Weick und Sutcliffe legen den Grundstein für ein kollektives Achtsamkeits-Rahmenkonzept, das bezüglich der gegenwärtigen, hochzuverlässigen Praktiken von zentraler Bedeutung bleiben wird. Sie identifizierten fünf ergänzende kollektive Achtsamkeits-Prinzipien.
Die ersten drei Prinzipien stärken die Fähigkeit einer Organisation, unerwartete Ereignisse vorherzusehen, zu erkennen und zu interpretieren.
- Konzentration auf Fehler: Dies bezieht sich auf die laufende Wachsamkeit, kleine Fehler oder Beinahefehler zu bemerken und entsprechend zu reagieren und diese als Indikatoren potenzieller systembezogener Mängel zu behandeln.
- Abneigung gegen Vereinfachungen: Mitarbeiter streben mehrere Sichtweisen an, um Komplexität vollständig zu verstehen, anstatt auf einfache, enggefasste Erklärungen zu vertrauen.
- Sensibilität für betriebliche Abläufe: Sensibilität für betriebliche Abläufe bezieht sich auf die Bewahrung eines Echtzeit-Gesamtzusammenhangs des Verständnisses miteinander verbundener Systeme. Dieses Verständnis hat die Funktion, potenzielle Risiken vorherzusehen und diesen zu begegnen.
Die letzten beiden konzentrieren sich auf das proaktive Management und die Eindämmung von sich abzeichnenden Problemen, um eine Steigerung zu Unfällen oder Schäden zu verhindern.
- Streben nach Resilienz: Teams bauen die notwendigen Fähigkeiten auf, um sich an unerwartete Ereignisse anzupassen, sich davon zu erholen und anhand dieser zu lernen.
- Respekt vor Expertise: Respekt vor Expertise bezieht sich auf die Flexibilität in der Struktur einer Organisation. Sie gewährt unabhängig von der Hierarchie denen mit der relevantesten Fachkenntnis die Entscheidungsbefugnis.
Diese fünf Prozesse bilden ein ineinandergreifendes System — das durch Feedback und Lernen gestützt wird. Obwohl sich die Literatur entwickelt, zeigt dieses System, dass Organisationen im Gesundheitswesen, die eine kollektive Achtsamkeit übernehmen, die Versorgung der Patienten verbessern, Kosteneinsparungen steigern und die organisatorische Resilienz bemerkenswert stärken.
3 tägliche Reflexionen für Mitarbeiter im Gesundheitswesen
Bei Reflexionen beziehen wir uns nicht auf ermunternde Worte für Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Bekräftigungen haben ihren Platz, sind dennoch kein Kernbestandteil der gängigen MBIs. Stattdessen beinhalten diese MBIs — wie MBSR und MBCT — aktive Reflexionspraktiken. Dazu zählen:
- Tagebuch führen: Diese einfache Disziplin verringert die psychische Belastung und verbessert das berichtete allgemeine Wohlbefinden. Die Literatur weist darauf hin, dass das Führen eines Tagebuchs die kognitive Aufarbeitung unterstützt und folglich dessen Rolle bei MBIs.
- Drei-Minuten-Atemraum: Bei der MBCT beschäftigen sich die Teilnehmer mit dem “Atemraum” — ein Verfahren, das der Meditation ähnelt. Die dreiminütige Übung hat drei Stufen: Bewusstsein, Sammeln und Erweitern. Die Teilnehmer identifizieren und erweitern ihre Gedanken, konzentrieren sich auf den Atemrhythmus und erweitern das Bewusstsein für den Körper als Ganzes.
- Body Scans: Body Scans kommen bei der MBSR am häufigsten vor. Die Teilnehmer werden gebeten, sich ihrer Körper bewusst zu werden, beginnend am Kopf und runter bis zu den Zehen. Wie der Atemraum betont auch die MBSR, während der Body Scans unvoreingenommen zu sein.
Die Literatur assoziiert diese einfachen MBI-Praktiken mit verbesserter Schlafqualität, reduziertem Stress, vermindertem Burnout und anderen Vorteilen, die das Wohlbefinden beeinflussen. Ärzte können diese nutzen, um ihrer psychischen und physischen Gesundheit Vorrang zu geben — für sich selbst und für ihre Patienten.
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Sermo hat weltweit 180 Ärzte befragt, um die Ressourcen zu identifizieren, von denen medizinische Fachkräfte, die einen Burnout verzeichnen, profitieren würden. Mehr als 20 % brachten den Wunsch nach einer Online-Community zum Ausdruck, während 10 % den Zugang zu Unterstützungsgruppen mit Fachkollegen bevorzugten.
Es ist wichtig, eine Gruppe von Fachkollegen zu haben, denen die nuancierten Herausforderungen des medizinischen Sektors bekannt sind. Aus diesem Grund hat Sermo die größte Online-Community von Ärztinnen und Ärzten geschaffen. Es ist ein Raum, in dem sich Ärztinnen und Ärzte über die Themen unterhalten, die für sie und ihre Patienten wichtig sind.
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